Ein 10 jähriger Hund wird mit wiederkehrender, mehrmonatiger Lahmheit vorne links und aktuell verzögerter Sensorik des rechten Hinterbeins vorgestellt.

Die Computertomographie der Halswirbelsäule zeigt eine rechts ventrale extradurale Rückenmarkskompression auf der Höhe des 6. und 7. Wirbelkörpers, hervorgerufen durch eine arteriovenöse Gefäßanomalie der Wirbelgefäße. (Bild 1) Der arterielle Ursprung der Gefäßanastomose ist die rechte Arteria subclavia. (Bild 2) Die linke Vena subclavia nimmt die arteriovenöse Fistel wiederum auf. (Bild 3)

Es handelt sich um eine sehr seltene Erkrankung mit nur wenigen Fallbeispielen in der Literatur. Die Erkrankung kann mit Thrombosen und Blutungen einhergehen. Im vorliegnden Fall ist von einer nicht-inflammatorischen Nekrose der weißen und grauen Substanz entlang des Shunts, sowie neuraler Gliose auszugehen, welche Auslöser der neurologischen Symptome sein können. Bei Menschen mit ähnlichen arteriovenösen Malformationen kommt außerdem das „vaskuläre Steal Phänomen“, ein so genanntes Anzapfphänomen, vor. Hierbei treten Blutdruckschwankungen distal der Malformation auf, wodurch es zu einer verminderten Sauerstoffzufuhr und sekundären Symptomen wie Ataxien, Sehstörungen und Synkopen (Ohnmacht) kommen kann.

Die Angiographie ist der Gold-Standard zur weiteren Charakterisierung der Hämodynamik und zur Therapieplanung. Die Therapie besteht aus der endovaskulären Okklusion des betroffenen Gefäßes, was durch eine Coilimplantation oder einen liquiden Embolus erreicht werden kann. Eine chirurgische Dekompression des Rückenmarks kann ebenfalls notwenig sein.

Ausgewählte Literatur:
„Computed Tomographic and angiographic assessment of spinal extradural arteriovenous fistula in a dog” Morabito et al., Can Vet J 2017 Mar; 58(3): 275-279
„Arteriovenous malformation of the cervical spinal cord in a dog” Hayashida et al. J Comp Pathol,  1999 Jul; 121(1):71-6

Mit freundlicher Genehmigung der diagnostischen Bilder von Dr. med. vet. H. Weniger